Als Mieter hat man automatisch andere Sicherheitsbedürfnisse und Anforderungen als ein Immobilienbesitzer. Das nahe Zusammenleben mit anderen Menschen ist zwar eine Art von Sicherheit, sorgt aber auch dafür, dass unbefugte Personen vor der eigenen Tür kaum auffallen.
Dieser Beitrag soll Hilfestellung geben, um die wichtigsten Sicherheitsrisiken zu ermitteln, bevor man sich für eine Mietwohnung entschieden hat, aber auch wenn der Mietvertrag bereist unterzeichnet ist. Mit ein paar Einschränkungen gilt dieser Ratgeber auch für Mieter eines Hauses.

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Vor dem Mietvertrag
Bevor man sich für eine Wohnung entscheidet, sollte man einige wichtige Punkte bezüglich der allgemeinen Sicherheit beachten. Diese sollten beim Besichtigungstermin, spätestens aber vor der Unterzeichnung des Mietvertrags geprüft werden.
1. Wie sieht die Kriminalitätstatistik aus?
Natürlich ist das keine Frage, ohne die man keine Wohnung anmieten sollte. Wenn man aber die örtliche Kriminalität kennt und besser versteht, kann man leichter abschätzen, gegen welche Gefahren man sich wie schützen sollte. Denn nicht jeder benötigt gleich einen „Panic-Room“. Dennoch, jede Stadt hat ihre kritischen Gegenden, in denen es zu mehr oder weniger Kriminalität kommt.
Übrigens: ein Einbruch geschieht meistens in den Wohnungen, die in der Nachbarschaft das meiste Diebesgut zu geringstem Aufwand versprechen. Daher sollte man darauf achten, Statussymbole nicht unbedingt nach Außen zu tragen.
Bei folgenden Quellen kann man sich über die örtliche Kriminalität in Deutschland informieren:
https://de.statista.com/themen/94/kriminalitaet/
http://www.bmi.bund.de/daten-zu-kriminalitaet_node.html
Dabei sollte man nicht nur auf die Anzahl der Verbrechen, sondern vor allem auf die Art der Verbrechen achten. Eine Gegen mit relativ hoher Wirtschaftskriminalität muss keine unsichere Wohngegend sein!
2. Wie geht der Vermieter mit der Instandhaltung um?
Nicht nur die Wohnung selbst, sondern auch das ganze Gebäude sollte in einem guten Zustand sein. Wird regelmäßig gereinigt? Wie wird im Winter für eisfreie Gehwege gesorgt? Sind die Gärten gepflegt? Eine Wohnanlage die in Schuss gehalten wird, bietet auch weniger Sicherheitsrisiken in jeder Hinsicht!
Fragen Sie den Vermieter auch, was alles in den Betriebskosten enthalten ist. Gehen Sie dabei ruhig ins Detail. Man muss bei der Auswahl der Wohnung nicht überkritisch sein, was diese Punkte betrifft. Doch es vermittelt einen guten Eindruck darüber, wie der Vermieter im allgemeinen mit dem Thema Sicherheit umgeht.
3. Sind bereits Vorhänge oder Rollläden installiert?
Gerade bei einem Umzug ist das eigene Hab und Gut schwierig zu verstecken. Man muss es potenziellen Dieben aber nicht noch leichter machen und die ersten Tage ohne Sichtschutz vor den Fenstern verbringen. Daher sollte man schon vorab, zumindest provisorisch, für Sichtschutz sorgen.
4. Wo sind die Notausgänge des Gebäudes?
In größeren Wohnanlagen gibt es Notausgänge die vor allem im Brandfall genutzt werden sollten. Wo befinden sich diese und wie sind sie am leichtesten zu erreichen? Genauso wichtig ist es aber, zu prüfen ob diese Einbruchsicher sind. Notausgänge sind beliebte Zugänge für Diebe.

5. Gibt es einen Hausmeister vor Ort?
In vielen Wohnkomplexen gibt es Hausmeister, die sich um die Anlage kümmern. Im Notfall (Stromausfall, Wasserrohrbruch) weiß dieser am ehesten was zu tun ist. Man sollte sich daher schon vor dem Einzug mit den Gepflogenheiten vertraut machen.
6. Wie ist die Parksituation?
Sicheres Parken ist nicht nur für das Fahrzeug wichtig. Klären Sie daher vorab folgende Fragen:
- Gibt es einen eigenen, zur Wohnung gehörenden, Parkplatz, oder sogar mehrere?
- Ist dieser überdacht oder in einer Garage?
- Ist das Parken an der Zufahrtsstraße möglich?
- Wo können Gäste parken?
Vor Ort sollten Sie sich den Weg vom Parkplatz zur Wohnung zeigen lassen. Dieser sollte möglichst kurz in frei zugänglichen Bereichen liegen.
7. Wer lebt noch im Wohngebäude?
Es ist immer gut, seine Nachbarn zu kennen und sich gut mit ihnen zu verstehen. Fragen Sie den Vermieter wie es mit der Nachbarschaft aussieht. Wird viel gemeinsam unternommen? Wechseln die Mieter sehr oft? Achten Sie auf die Müllplätze, diese geben oft einen guten Eindruck von den Mietern.
Vor dem Einzug
Auch nach Unterzeichnung des Mietvertrages gibt es einiges zu beachten. Es ist immer einfacher, kritische Punkte vor dem Einzug zu klären, da der Vermieter hier noch unter Zeitdruck steht und das Geschäft schnell abschließen möchte.
1. Beleuchtung
Diebe bevorzugen dunkle Ecken, um in ein Gebäude einzudringen. Überprüfen Sie die Beleuchtung in der Nacht bei allen möglichen (und unmöglichen) Zugängen. Darunter die Eingänge, Hintereingänge, Garagen, Wäscheräume, Fahrradräume, Kinderwagenabstellräume. Umso weniger dunkle Ecken umso schwieriger kann sich ein Einbrecher verstecken.

2. Gebäudeeingänge
Sehr viele Einbrüche in Wohnungen werden über die Eingangstür durchgeführt. Beachten Sie daher, ob Eingänge immer verschlossen werden. Gibt es Sicherheitseinrichtungen (Zugang mittels Code, ID Karte)?
3. Türspion
Besitzt ihre Eingangstür zur Wohnung bereits einen Türspion? Können alle Familienmitglieder durchblicken? Die Tür bei fragwürdigen Personen erst gar nicht aufmachen zu müssen, erhöht die Sicherheit ungemein.
4. Fenster
Einbrecher nutzen sehr gerne Fenster und Balkontüren um sich Zugang zu verschaffen. Sind die Fenster einbruchsicher? Wenn nicht, besteht die Möglichkeit diese im Nachhinein mit Fensterschlössern auszustatten. Übrigens: das Glas selbst ist kaum problematisch. Das Einschlagen eines Fensters ist viel zu laut.
5. Geräte
Wenn im Mietvertrag auch Geräte mitvermietet werden, sollten Sie diese vorab unbedingt testen. Das betrifft Waschmaschinen, Küchengeräte, aber auch Wasserboiler. Weiters sollte jeder Lichtschalter und jeder Wasserhahn getestet werden. Wenn möglich, kann man auch die Heizkörper testen. Sind diese sehr laut, sollte man sie gleich entlüften lassen.
Sicherheitsmaßnahmen nach dem Einzug
Wenn man seine Traumwohnung schlussendlich gefunden hat, sollte man seine Familie und seine Wertgegenstände schützen.
1. Neue Türschlösser
Besteht Zweifel, ob einer der Vormieter seine Schlüssel nachmachen hat lassen, kann man seine Schlösser austauschen lassen. Obwohl Schlüssel mit Seriennummern offiziell nicht ohne Einverständnis des Vermieters nicht nachgemacht werden dürfen, gibt es einen Schwarzmarkt auf dem dies nicht überprüft wird. Bei hochwertigen Schlüsselsystemen ist das aber deutlich schwieriger. Bei Standardschlüsseln kann man darüber aber jedenfalls nachdenken.

2. Zusatzschlösser
Um einen Einbruch zu verhindern, hilft jedes Mittel, den Zugang zu erschweren. Vor allem die zeitliche Komponente spielt eine große Rolle. Zusätzlich verbaute Schlösser helfen dabei, einem Einbrecher zusätzliche Arbeit und Zeit aufzuhalsen. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit dass dieser es überhaupt probiert.
3. Balkon- und Terrassentüren sichern
Balkon oder Terrasse liegen meist rückseitig hinter dem Gebäude und sind oft relativ uneinsichtig. Gerade diese Zugänge werden gerne von Einbrechern genutzt. Diese Türen können relativ leicht nachhinein mit zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen geschützt werden. Dazu eignen sich Zusatzschlösser oder Stangenschlösser die nachträglich montiert werden können.
4. Sichtschutz
Jalousien und blickdichte Vorhänge helfen, neugierige Blicke von draußen abzuwehren. Zusätzlich helfen außen angebrachte Rollläden auch mechanisch gegen unbefugten Zugriff.
5. Verwenden Sie einen Safe
Wenn alle Stricke reißen, sollten zumindest die wichtigsten Dokumente und Wertgegenstände zusätzlich geschützt werden. Dazu eignen sich Safe´s, die fest mit dem Mauerwerk verschraubt werden. Auch dabei sollte man auf Qualität achten. Am Markt gibt es kleinere Safes mit sehr geringen Wandstärken von 2-4 mm. Diese sind mit dem richtigen Werkzeug sehr schnell geöffnet und damit unbrauchbar.
6. Haushaltsversicherung abschließen
Eine Haushaltsversicherung hilft im Schadensfall, der nicht nur durch Einbruch entstehen muss. Wasser, Feuer und eigenes Ungeschick werden durch die Versicherungen abgedeckt.
7. Die Außenbereiche
Achten Sie darauf, dass die Außenbereiche keine Diebe einladen. Dazu zählt ein Licht mit Bewegungsmelder an dunklen Ecken. Keine Leitern oder Rankhilfen die zum Klettern verwendet werden können, am Grundstück aufbewahren bzw. montieren.
8. Feuerlöscher
Ein Haushaltsfeuerlöscher, vor allem in Griffweite zur Küche, kann einen langsam beginnenden Brand effizient aufhalten.
9. Die Nachbarn kennenlernen
Wer sich mit seinen Nachbarn gut versteht, wird eher Hilfe von ihnen erwarten können. Das betrifft nicht nur, dass ein Paket entgegen genommen wird. Ist man den Nachbarn eher unbekannt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie wegen eigenartiger Geräusche nicht gleich zur Tür kommen. Kennt man sich untereinander besser, ist dies eher der Fall.
Weitere Informationen:
http://www.sicherheit.info/artikel/1100941
17 Selbstverteidigungstipps für Jedermann